Die Entstehung der Passionsspiele in Dorfstetten

Die Idee für die Passionsspiele in Dorfstetten entstand durch eine Reise nach Oberammergau, bei der eine Gruppe aus dem Ort die dortigen Passionsspiele besuchte. Einer der Mitreisenden war von der Aufführung so tief beeindruckt, dass ihn der Gedanke an eine eigene Inszenierung nicht mehr losließ. Begeistert teilte er seine Vision mit anderen, und schon bald fanden sich viele Gleichgesinnte, die bereit waren, dieses ehrgeizige Vorhaben mit Tatkraft und Leidenschaft umzusetzen.
Bereits 1988 begannen die umfangreichen Vorbereitungen für das erste Dorfstettner Passionsspiel, das 1990 zur Aufführung kommen sollte. Die gesamte Dorfgemeinschaft brachte sich mit großer Hingabe ein. Ortspfarrer Gottfried Strasser unterstützte das Projekt tatkräftig und stellte den Pfarrhof als Bühne sowie als Räumlichkeiten für die Darsteller zur Verfügung. Das Drehbuch wurde in Eigenregie streng nach biblischem Vorbild verfasst. Auch der Aufbau der Bühne und des Zuschauerraums lag in den Händen der engagierten Bewohner. Während die Rollen sorgfältig besetzt wurden, nähten die talentierten Frauen des Ortes die Kostüme in liebevoller Handarbeit. Nach intensiver Planung und zahlreichen Proben feierte das Dorfstettner Passionsspiel am 13. Juli 1990 seine vielbeachtete Uraufführung. Der Andrang war überwältigend und übertraf alle Erwartungen. Ein neues Kapitel der Dorfgeschichte hatte begonnen.
Mit diesem denkwürdigen Sommer wurde Dorfstetten zu einem offiziellen Passionsspielort. Zur besseren Organisation wurde ein Passionsspielrat gegründet, dessen erster Obmann Franz Poschenreithner war. Nach der zweiten erfolgreichen Aufführung im Jahr 1996 fiel die Entscheidung, das Passionsspiel fortan alle sechs Jahre aufzuführen, um die Botschaft Christi nachhaltig weiterzutragen.
Um die Zeit bis zum nächsten Passionsspiel sinnvoll zu nutzen, brachte die engagierte Theatergruppe 1993 das Stück „Moses“ auf die Bühne, das ebenfalls große Resonanz fand. Zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls unter den Mitwirkenden wurde darüber hinaus eine jährliche Passions-Kreuzweg-Prozession ins Leben gerufen. Nach der erfolgreichen Inszenierung im Jahr 2008 entstand zudem die Tradition einer jährlichen Passionswallfahrt nach Mariazell, die bis heute ein wichtiger Bestandteil des gemeinschaftlichen und spirituellen Lebens in Dorfstetten ist.